Grün, Innovativ und zukunftsweisend?

Das sind drei Worte die die meisten Menschen nicht als erstes mit Schiffen und dem Schiffbau in Verbindung bringen. Aber warum?

In Zeiten, in denen Klima- und Umweltschutz die größten globalen Herausforderung sind, stellt sich vielleicht die Frage, ob die Schifffahrt überhaupt noch zeitgemäß ist. Immerhin zählen Schiffe nicht nur zu den größten beweglichen Objekten auf der Welt, in ihnen arbeiten auch die größten Motoren der Welt. Kann das überhaupt nachhaltig sein?

Um das zu beurteilen hilft ein Blick auf die Zahlen.

90% des weltweiten Handels passieren auf dem Seeweg. Dabei ist die Schifffahrt nur für ca. 3% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Betrachtet man alleine den Transport- und Mobilitätssektor, liegt der durch Schiffe verursachte Anteil bei nur ca. 11%.

Die Schifffahrt ist also aus einer globalisierten und vernetzten Welt nicht wegzudenken, sondern bildet das Rückgrat des Welthandels. Und das mit einer beeindruckenden Effizienz, denn betrachtet man die bewegten Güter und die zurückgelegte Strecke, zählen Schiffe zu den CO2-ärmsten Transportmitteln. 

Damit ist die Schifffahrt nicht nur Eckpfeiler der Globalisierung, sondern auch die Säule für eine grüne Zukunft. Die größten Containerschiffe der Welt transportieren bis zu 24.000 Container. Für dieselbe Menge an Waren bräuchte man sonst 240 Züge oder 12.000 LKW. Damit werden Schiffe für den Transport sehr großer Warenmengen auch in Zukunft ein sehr nachhaltiges Transportmittel bleiben.

Vergleich des ausgestoßenen CO2 pro Tonnenkilometer im Jahr 2014 (eigene Darstellung nach IMO)

Doch auch die Schifffahrtsindustrie hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die International Maritime Organization (IMO), eine Unterorganisation der UN und globaler Regulator der Seeschifffahrt, hat für das Jahr 2050 die emissionsneutrale Welthandelsflotte ausgerufen.

Die Herausforderungen, die sich für den Schiffbau hieraus ergeben, sind gigantisch. Stand heute fährt lediglich 1% alle Schiffe mit alternativen Kraftstoffen. Die Entwicklung neuer Motoren, Antriebskonzepte und Kraftstoffe sind dabei nur ein Themenbereich im Alltag der Schiffbauer und Schiffbauerinnen. Jedes Schiff ist eine Einzelanfertigung speziell auf die Bedürfnisse des Eigners zugeschnitten. Widerstandsoptimierung für verschiedene Dienstgeschwindigkeiten, Machinelearning zur Steuerung und Überwachung aller Prozesse an Bord und in-time Routenoptimierung aufgrund aktueller Wetterdaten sind weitere Beispiele, wie der moderne Schiffbau den Herausforderungen des Klimawandels begegnet.

Daher Schiffbaubranche steht nie still. In allen Bereichen, z.B. Entwurf, Stabilität und Struktur, Widerstand und Antriebskonzepte oder Schiffssicherheit, wird an neuen Technologien und Optimierungsmöglichkeiten geforscht. Dabei wird Teamarbeit und die Zusammenarbeit unterschiedlichster internationaler Unternehmen großgeschrieben. Die Schiffbauwelt ist eher klein und man kennt schnell Leute aus allen Bereichen und Disziplinen. Deshalb pflegen wir schon im Studium den Kontakt zu Unternehmen der maritimen Branche und zu anderen Schiffbaustudierenden europaweit.

Der Schiffbau hat Zukunft, auch hier in Deutschland. Auch wenn mittlerweile ein Großteil der Neubauten in Asien vom Stael laufen, ist Deutschland ein wichtiger Standort für die maritime Branche. Hier werden in den Ingenieurbüros an den Ideen der Zukunft gearbeitet, hier werden komplexe Lösungen für Spezialschiffe aller Art entwickelt und hier ist der Sitz zahlreicher weltweit führender Zuliefererunternehmen. Egal ob im Ingenieurbüro, in einer Forschungsanstalt oder spezialisiert auf einzelne Komponenten des Schiffs, in der Zukunft des Schiffbaus gibt es immer etwas zu tun.

Ob im Handel, in der Forschung oder zum Ausbau der erneuerbaren Energien, die Welt ist auf moderne und hochtechnologisierte Schiffe angewiesen und der Bedarf wird in den nächsten Jahren steigen. Und eben weil der Schiffbau eine Welt der Superlative ist, sind die Sprünge, die durch Forschung und Entwicklung gemacht werden, sehr Große. Aus diesem Grund braucht es junge und innovative Köpfe, die Lust haben, etwas Großes zu bewegen.